WoW habe ich die allerersten Wochen nicht mitbekommen, aber z.B. die EA von LotRO, und das war eine ganz, ganz andere Liga.
WoW hat keiner von uns die ersten Monate mitbekommen. Als das Spiel hier herauskam, war es in den U$A nämlich schon fast ein halbes Jahr auf dem Markt, so dass niemand von uns die reichlich vorhandenen Bugs begutachten konnte ... ebensowenig wie das komplette Fehlen von Endgamecontent. Molten Core wurde nämlich erst nachträglich eingefügt und etwas anderes gab es nicht bis zum Mai 2005.
Als WoW hier rauskam gab es Molten Core und sonst nichts. Alle angekündigten Features, die das Spiel auszeichnen sollten, also BGs, Heldenklassen und epische Schlachten mit Belagerungsgerät zwischen Allianz und Horde sind bis heute nicht implentiert oder wurden sukzessive durch die epischen Schlachten zwischen Horde und Horde in der Arena ersetzt.
Was ich nicht verstehe: Warum lernt Funcom nicht von anderen schon bestehenden MMORPGs?
Das Spiel wird seit 2003 entwickelt und welcher Publisher gibt einem Entwickler schon mehr als 5 Jahre Zeit, um Sachen nachträglich immer wieder umzustellen, nur weil sie in anderen Spielen gut ankommen? Ich denke keiner, denn die Möglichkeit, dass das Spiel floppt ist immer vorhanden. Und eins sollte doch klar sein. Jedes Spiel, das neu rauskommt, muss sich mit dem Marktführer messen. Als WoW rauskam, war der Marktführer EQ und hatte weniger als 1 Million Kunden. Blizzard hat damals mit einer Marge von 300.000 verkauften Spielen gerechnet und 500.000 langfristig angepeilt. Mit solchen Zahlen braucht heute kein Entwicklerstudio mehr einem Publisher zu kommen. Alle wollen ein großes Stück vom Kuchen, der seitdem zehnmal so groß geworden ist, und das möglichst schnell. Darum sollten sich alle, die, wie ich, ein Auge auf WAR geworfen haben, schonmal darauf einstellen, dass sie ein verbuggtes Spiel, ohne Klassenbalancing und nur rudimentärem Endgamecontent erstehen werden und frühestens einen Kauf mit halbjähriger Verzögerung in Erwägung ziehen.
Übrigens finde ich die Reaktionszeiten von Funcom, gemessen an dem, was ich von Blizzard gewohnt bin, auch sehr akzeptabel. Natürlich ist es nichts weltbewegendes und ersetzt nicht das Bugfixing, der Arebaquest und das hinzufügen neuer Quests für den Levelbereich 50+, aber auf den Hinweis, dass die Taschen etwas klein sind, hat FC sehr unbürokratisch reagiert ... wenn ich da an den Kampf mit Blizz zurückdenke, um die Taschenplatzanzahl respektive Taschengröße zu vergrößern.
Diese über mehrere Jahre kultivierte und an totale Ignoranz grenzende Arroganz den Wünschen der Spieler gegenüber, ist es auch, was mich an Blizzard so stört. Wie schnell dagegen das PvP-System den Wünschen der Spieler wenigstens auf dem Papier angepasst wurde, lässt hoffen. Natürlich ist es noch nicht implementiert, aber bis sich das bewahrheitet (oder nicht)werf ich das Geld lieber Eidos in den Rachen als Vivendi.
Zum fehlenden Content: Den habe ich weder in WoW noch in LotRO schon nach wenigen Wochen bemerkt.
Zu WoW habe ich ja bereits etwas geschrieben, auch aus eigener Erfahrung. Das kann ich bei LotRO leider nicht, da ich das nie gespielt habe, aber ich habe erst gestern gelesen, dass es bei Release bei einigen Klassen nichtmal Skills für die höheren level gab, dass es ein Dungeon auf Maxlevel gab, dass die Performance in manchen Gebieten nahe am Standbild war ... dass es also alles in allem sehr unfertig war.
Übrigens warte ich seit ewigen Zeiten auf das berüchtigte Questloch. Als ich in Tortage anmerkte, dass ich genug Quests habe, hieß es: Warte bis Du Level 20 bist. Ich wurde Level 20, sagte, ich habe noch genug Quests und es wurde mir geantworte, ich solle mal bis Level 30 warten. Dann war ich Level 30, hatte genug Quests und ich wurde auf Level 40 verwiesen ... mal sehen, wie es da wird. Und von "koordinierte[m] Gruppenspiel, interessante[m] Handwerksystem und Klassenbalance" würde ich im Zusammenhang mit WoW auch nicht sprechen. Insbesondere bei dem letzten Wort dreht sich mir der Magen um, wenn ich an die geleakten Talente aus WotLK denke. :'(
Wir sind schließlich im Jahre 2008, und das Schmerzpotential der Kunden ist nicht mehr das gleiche wie in den Neunzigern.
Ich denke, damit hättest Du den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn Du geschrieben hättest "wie im Jahre 2005"!